ILLNESS II
ich schweige. ich schweige, wie ich es oft tue, wenn ich in dem sanierten raum, auf dem neuen blauen sitzsack sitze. "wie geht es dir zurzeit?" fragt sie mich. was soll man dazu sagen, vielleicht: heeey, alles spitze, ich wünscht nur ich wär tot. "geht so" sage ich, mit einem dieser untertöne, die nach lüge klingen. ich soll mein "geht so" beschreiben, ich soll sagen, was besser geworden ist, ich soll sagen, was schlimmer geworden ist. ich fange mit dem schlimmen an. "es ist wie früher, ich habe angst, mehr angst als sonst, panische angst, die zwänge sind wieder da und mit dem essen hat es sich auch wieder verschlechtert, in der schule bin ich so glücklich und dann komm ich nahezu weinend die tür rein, alles tut weh" mit jedem wort wird meine stimme zittriger, alles zittert eigentlich und ich befinde mich auf dem null-punkt. darauf folgt ein minuten langes schweigen. "weißt du, moe, ich habe das gefühl, dass wir uns im kreis drehen und so langsam kann ich dir echt nicht mehr helfen", "was heißt das jetzt?" erwidere ich sofort. "das heißt, dass du vielleicht in eine klink müsstest, das ist denke ich das einzige, was dir noch hilft" ich sage nichts mehr, ich kann nicht gehen, ich werde nicht gehen, das ist alles noch zu früh. ich fange an zu weinen. ich weine so stark. ich kann nichts mehr schreiben.