Die Tage machen mich älter, die Nächte umso jünger. Ich bin das kleine Mädchen von nebenan, das, mit dem man meint, Mitleid haben zu müssen, weil es keinen Vater mehr hat, das, was immer die heile Welt spielt, obwohl die Welt sich abgewendet hat und das Mädchen, welches Nachts weint, um am Tag zu lachen, die furchtlose zu spielen und Niemandem das zu zeigen, was man sich selbst nicht einmal gezeigt hat. Nach innen spielt man die Starke und nach außen zeigt man das starke Wesen. Man belügt sich, mit jedem Tag ein wenig mehr.
In welche Richtung soll man nun blicken? Wohin soll der Rücken zeigen und wo ist eigentlich ein sicherer Platz? Ich bin vollkommen überfordert von der Situation, stehe hilflos vor der Haustür und warte darauf, dass der Mut, die sichere Tür zu verlassen, mir zugeflogen kommt. Ich gehe los, langsam, aber ich werde immer schneller. Ich drehe mich um, ständig drehe ich mich um, weil da doch ein Schatten war. Er war da. Ich drehe mich um, weil da dieses Geräusch war. Ich habe es gehört. Ich habe das schreckliche Geräusch gehört und den bösen Schatten gesehen. Mir wird heiß und kalter Angstschweiß sammelt sich an. Niemand war da. Nur die Angst, sie kam mal wieder zu besuch.


